Wissenschaftliche Ergebnisse

von Dr. Andreas Wölfl, Projektleitung

Die Wirksamkeit der Projektmethode TrommelPower wurde in einigen Evaluationsstudien zwischen 2009 und 2019 untersucht.

Zunächst fanden, mit Peter Uffelmann, Competto Consulting Network GmbH als wissenschaftlicher Kooperationspartner, an je zwei bayerischen Haupt- bzw. Mittelschulen zwei Studien statt. Das Forschungsdesign wurde gemeinsam mit der Projektleitung entwickelt, die Untersuchungen wurden unabhängig durchgeführt. Beide Projekte wurden vom Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Universität Innsbruck, Fakultät für Bildungswissenschaften unter der Leitung von Ass. Prof. Dr. Arthur Drexler evaluiert.

In der ersten Studie wurde untersucht, ob die in den Behandlungsklassen durchgeführten Interventionen im Vergleich zu den Kontrollklassen zu Veränderungen führen hinsichtlich

  • des Sozialverhaltens
  • des Lernverhaltens
  • der Aggressionsbereitschaft
  • der Empathiefähigkeit
  • der Prosozialität
  • des aggressiven Verhaltens
  • des Konfliktverhaltens
  • der gegenseitigen Rücksichtnahme

Die zweite Studie fokussierte auf die Fragen, ob die Interventionen hinführen zu

  • einer Verbesserung des gesamten Klassenklimas bzw. einzelner Klimadimensionen
  • stärker ausgeprägtem Teamverständnis und vermehrter Kooperation
  • verbesserten Beziehungen bzw. Sozialkontakten sowie zu verbessertem Sozialverhalten unter besonderer Berücksichtigung von Empathie und Hilfsbereitschaft innerhalb der Klassen
  • positiven Veränderungen hinsichtlich der schülerseitigen subjektiven Wahrnehmung des Sozial- und Leistungsdrucks in den Klassen

Dafür wurden nachstehende für Teamentwicklung und Klassenklima bedeutsame Bereiche untersucht:

  • Kooperation
  • Selbstwahrnehmung
  • Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft
  • Sozialkontakte, soziale Beziehungen, individuelles und allgemeines Sozialverhalten
  • Schüler-Lehrer-Interaktionen
  • Wohlbefinden
  • Gesamtklima

In beiden Evaluationsdesigns kamen sowohl quantitative als auch qualitative Instrumente zum Einsatz (Fragebögen bzw. Interviews mit Lehrern und Trainern). Es wurden so Zusammenhänge zwischen den durchgeführten Interventionen und Veränderungen im zeitlichen Verlauf hinsichtlich der Ausprägungen einzelner Variablen untersucht.

Auswahl der Ergebnisse aus Studie I, die signifikante Unterschiede zwischen Treatmentgruppe und Kontrollgruppe aufweisen (Schuljahr 2008/09).
In der Treatmentgruppe wurden verzeichnet

  • Abnahme von Aggressionshäufigkeit und -bereitschaft
  • Mehr Einfühlungsvermögen, insbesondere bei den männlichen Schülern
  • Prosozialität steigt – insbesondere bei Schüler*innen mit Migrationshintergrund
  • Zunahme des Selbstbewusstseins und des Lernverhaltens insbesondere hinsichtlich Ausdauer, Anstrengungsbereitschaft und Konzentration
  • Der Zusammenhalt und ein positiver Umgang in der Klasse haben sich deutlich verbessert
  • Steigerung des Sebstbewusstseins und der angemessenen Selbstbehauptung

Auswahl der Ergebnisse aus Studie II, die signifikante Unterschiede zwischen Treatmentgruppe und Kontrollgruppe aufweisen (Schuljahr 2010/11).
In der Treatmentgruppe wurden verzeichnet

  • Zunahme der Kooperation
  • Zunahme der angemessenen Selbstbehauptung
  • Zunahme der Selbstwahrnehmung – insbesondere bei Mädchen
  • Zunahme positiver Sozialkontakte
  • Abnahme von Leistungsdruck
  • Zunahme des Einfühlungsvermögens und der Hilfsbereitschaft – insbesondere bei Mädchen
  • Verbesserung des Sozialverhaltens

Eine weitere Evaluationsstudie (Zerbe 2016) zum TrommelPower-Projekt in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (2015 und 2016) konnte anhand von Erhebungsbögen und Interviews zur Selbst- und Fremdeinschätzung belegen, dass die Jugendlichen in den verschiedenen Einrichtungen mit viel Freude an den Projekten teilnahmen.

Impulsive Jugendliche konnten die Erfahrungen in den Projekten zur Affektregulation nützen, dagegen wurden stille und ängstliche Jugendliche selbstbewusster und wirkten in den Projektsequenzen zum Teil fröhlicher.

Die Projektarbeit war hilfreich für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, um in Kontakt zu kommen und sich miteinander auseinanderzusetzen, beispielsweise bei Übungen, um Grenzen zu setzen (Stopp sagen) und Grenzen anderer zu respektieren. Mitarbeiter*innen berichteten, dass durch die Projektarbeit die Gewalt in der Einrichtung abgenommen habe.

Die Ergebnisse einer Vergleichsstudie (Bayrhof 2019) mit Grundschulklassen der 2. Jahrgangsstufe zeigen Wirkungspotentiale von TrommelPower-Projektarbeit im Hinblick auf

  • Positives Involviertsein
  • Förderung von Kontakt und Integration
  • Förderung des Selbstvertrauens
  • Erleben von Stolz
  • Förderung der Musikalität
  • Positive Stimmungsveränderung durch spezifische Übungen
  • Förderung der Konfliktlösekompetenz

Insgesamt zeigen die wissenschaftlichen Evaluationsstudien, dass die Methode TrommelPower positive Wirkungen auf die psychosozialen Kompetenzen von Schüler*innen hat und den Zusammenhalt und die Kooperationsfähigkeit innerhalb der Klasse fördert. Um Inklusion an den Schulen zu verbessern, ist es notwendig, psychosoziale Fähigkeiten und Fertigkeiten deutlicher als bisher in die Bildungsprozesse zu integrieren. TrommelPower ist sehr gut dafür geeignet.

Zudem zeigen die Interviews in den Studien, dass auch die Lehrer*innen davon profitieren, insbesondere in der Verfeinerung und Professionalisierung ihrer psychosozialen Wahrnehmungsfähigkeiten.

»Prävention ist generell die Zukunft der biopsychosozialen Gesundheitshygiene in Gesellschaften. Und da Gewalt ein echtes Problem unserer Zeit darstellt, ist hier das Vorgehen von TrommelPower mit dem speziell bei jungen Menschen beliebten Medium Musik und den in der klinischen Praxis bewährten musiktherapeutischen Vorgehensweisen ein sehr sinnvoller Ansatz.«

Prof. Dr. Tonius Timmermann
ehem. Leiter des Instituts für Musiktherapie am Freien Musikzentrum München
und des Master-Studienganges Musiktherapie am Leopold-Mozart-Zentrum
der Universität Augsburg